Mein verstorbener Freund Fritz Pölking pflegte zu sagen, dass man an einem Tag, an dem man von Sonnenaufgang bis -untergang naturfotografisch arbeitet, maximal ein gutes Bild hinbekommt. Mehr sitzt nicht drin! Ansonsten sein man nicht selbstkritisch genug oder ausnahmsweise ein Glückspilz.
Am vergangen Wochenende lud mich mein Freund Jürgen Borris ein, aus seinem Versteck Eichelhäher zu fotografieren. Das war so, als würde man sich an einen gedeckten Tisch setzen. Damit meine ich nicht nur die Eichelhäher, sondern in besonderem Maße mich. Denn ein gutes Bild ist meist so gut wie die Vorbereitungen. Und dabei hatte Jürgen ganze Arbeit geleistet. Also waren für die Eichelhäher und mich gedeckte Tische vorbereitet. Als Motive schwebten uns fliegende Eichelhäher vor, die im Weiß des Schnees nahezu freigestellt werden sollten. Dazu legten wir eine Futterstelle im Schnee an, die von den Eichelhähern immer wieder angeflogen wurde. Da sich die schlauen Vögel immer aus der Deckung dem Futter nähern, war die Flugbahn relativ gut vorhersehbar, denn wir hatten das Futter in einer Freifläche positioniert, die von einer benachbarten Hecke angeflogen wurde. Doch trotz modernster Technik war mit einer Nikon D5 und einer Canon 1Dx Mark II kein scharfes Bild zu erzielen. Also wurde auf die gute alte Methode der Vorfokusierung umgestiegen. Die Flugbahn wurde abgeschätzt, dann die Schärfe manuell eingestellt. Bei ISO 2.500 und einer notwendigen Belichtungszeit von 1/2.500 Sekunde konnten wir bis Blende 11 abblenden, was aufgrund der größeren Schärfentiefe die Chance erhöhte, den Eichelhäher in der Schärfenebene zu erfassen. Meine Nikon D5 wurde mit einer Fernsteuerung ausgestattet, die ich bequem auslösen konnte. Die hohen Auslösefrequenz von 14 Bildern pro Sekunde trug dazu bei, die Trefferquote zu steigern. Doch es gab nur zwei Anflüge bei denen mehr als ein Bild brauchbar war. Da zeigt, dass 14 Bilder pro Sekunde nicht wirklich viel sind.
Parallel probiert Jürgen Borris die neue Olympus OM-D E-M1 Mark II aus. Diese spiegellose Systemkamera kann 60 RAW Bilder pro Sekunde aufnehmen. Und was noch viel besser ist: Sie kann auch rückwärts fotografieren. Die Kamera zeichnet permanent in einen Zwischenspeicher auf und bei einer Auslösung werden die letzen 14 Bilder der Vergangenheit abgespeichert. Diese Technik ist unschlagbar und steht den filmenden Kollegen schon seit Jahren zur Verfügung. Ich frage mich nur, warum die Nutzer einer 3 x teuereren Spitzenkamera von Nikon und Canon nicht mit einer solchen Technologie ausgestattet sind. „Spiegel hoch und los“ kann ich da nur sagen! Hoffentlich wird noch in diesem Jahr bei Nikon eine spiegellose Profikamera vorgestellt, die mindestens die Technik der Konkurrenz aufweist.
Nach drei mehrstündigen Ansitzen hatte ich 3.500 Bilder gemacht. Davon habe ich 80 Bilder behalten und entwickelt. Sechs davon werde ich wohl auch noch in einigen Jahren nutzen. Fazit: 6 Bilder in drei Tagen – klingt nach Glückspilz.
Und dann war da noch Jürgens liebe Frau Angelika. Sie hatte auch noch einen gedeckten Tisch. Der war dann allerdings nicht für die Eichelhäher. Herzliche Dank, Angelika und Jürgen Borris!