Die Höckerschwäne haben sich entschieden. Eine Woche lang waren sie auf dem großen Teich zu sehen. Er ist 450 lang und bis zu 180 breit und das Ufer ist auf der bewaldeten Seite ist sehr unübersichtlich. Das ist eine sehr große Wasserfläche für ein Revier, zumal wenn man bedenkt, dass die Höckerschwäne sich in der Brutzeit sehr territorial verhalten. Doch nun sind sie umgezogen auf den kleine Waldsee mit der breiten Schilfzone. Spaziergänger besuchen in diesen Frühlingstagen regelmäßig den See. Das wiederum reizt den männlichen Schwan, der sich jetzt in der Brutzeit sehr angriffslustig zeigt und die zahlreichen Graugänse ebenso attackiert wie näher kommende Menschen, die die unsichtbaren Grenzen des von ihm beanspruchten Territoriums überschreiten.
Nachdem ich dieses Schauspiel an einem grauen Samstagmorgen beobachtet hatte, entschloss ich mich, am nächsten sonnigen Tag wiederzukommen. Es dauerte drei Tag und der Abend versprach mildes Frühlingslicht. Das zog nicht nur mich zu dem Teich, sondern auch zahlreiche Menschen, für einen Abendspaziergang. Und der Schwan tat das, was ihm die Natur vorgab: Er verteidigte sein Revier, obwohl es ihm niemand streitig machen wollte. Ich hatte die Gunst der Stunde verstanden und mich mit einer Unterlage ans Ufer gelegt. So konnte ich dem Schwan bei seinen imposanten Flugmanövern zusehen und sie fotografieren. Besonders fotogen fand ich das abendliche Gegenlicht, das dem Schwan und dem aufspritzenden Wasser einen schönen Lichtsaum verlieh.
Die Aufnahmen wurden manuell belichtet, da je nach Flügelstellung, die hellen oder die dunkleren Bildpartien überwogen und es deshalb mit der Belichtungsautomatik zu ständigen Fehlbelichtungen gekommen wäre. Für solche Aufnahmesituationen empfiehlt es sich ein Zoom-Objektiv zu nutzen, mit dem man flexible auf die Situation reagieren kann. Denn der Schwan nähert ich im Flug sehr schnell und wird im Sucher zusehends zu einem sehr großen Vogel. Sehr wichtig für die Perspektive in diesen Bildern war der niedrige Aufnahmestandpunkt. Und ein Letztes war zu bedenken. Um den Schwan ein wenig vom Hintergrund lösen zu können und eine „verdichtete Atmosphäre“ ins Bild zu bringen, erschien mir der Einsatz einer längeren Brennweite (300 – 400 mm) sinnvoll, obwohl der Abstand zum Vogel es nicht erfordert.