Es ist Anfang Oktober und Pilzsaison. Mein Weg führte mich in den Urwald Baumweg, um auf und im Schatten der uralten Bäume nach Pilzen zu suchen. Mein Pilzbilder der vergangenen Jahre hatten oftmals eine ähnliche fotografische Handschrift. Der Pilz war gut erkennbar, der Hintergrund aufgelöst und ein schmeichelhaftes Licht bestimmte die Szenerie. Nun wollte ich anders vorgehen. Ich beabsichtigte Haltungen aufspüren, die für sich selbst sprechen. Auf einer gestützen alten Buche wurde ich fündig. In guter Arbeitshöhe gab es eine große Ansammlung von kleinen Pilzen. Nun begann eine Entdeckungsreise, denn die Motive dränge sich wahrlich nicht auf. Man muss sich „einsehen“ in die Szenerie. Zunächst habe ich mich auf die Suche nach Beziehungen und Paaren gemacht. Dabei fiel mir das unten stehende Motiv auf. Die Anmutung, mit der der kleinere Pilz den größeren berührt, sprach mich sehr an. Um genau diese Haltung zu thematisieren, entschied ich mich, mit der Silhouette des Pilzes zu arbeiten. So konnte ich sicherstellen, dass nur der Scherenschnitt des Pilzes zu sehen ist und sich nichts Ablenkendes aufdrängt.
Für die fotografische Umsetzung der Bildidee nutze ich einen hellen Farbfleck im Herbstlaub des Waldes. Hier ergab sich ein schöner Kontrast und zugleich eine Farbigkeit, die in das Thema einstimmt. Die Aufnahme entstand mit einem 105er Makro. Durch das Abblenden auf Blende 7.1 konnte ich eine ausbalancierte Mischung aus Ruhe und Lebendigkeit erzeugen. Die Vignette rahmt die Szenerie ein und verleiht dem Bild Tiefe.
Auch das obere Bild ist auf diese Weise entstanden. Der Pilz stand ebenfalls auf dem umgestützten Baum, jedoch an einer anderen Stelle. Ich wähle einen etwas niedrigeren Aufnahmepunkt, um das changierende Licht des Hintergrunds einzufangen. Allein die Silhouette dieses Pilzes machte nach meiner Auffassung das Motiv noch nicht aus. Daher entschied ich mich, mit einem kleinen Dauerlicht (siehe Beitrag 37) die filigranen Lammellen sichtbar zu machen. Um die beiden Bilder später in einer Serie einsetzen zu können, habe ich die Farbigkeit und Anmutung der beiden Aufnahmen in der Postproduktion aneinander angepasst.