Oft braucht es nicht viel für die Naturfotografie. Das Wichtigste ist wohl der Entschluss raus zu gehen. Die Natur hält meistens etwas Schönes oder Überraschende für den bereit, der mit sehenden Augen durch die Welt geht. Mir war nach „goldenem Oktober“ und so entschloss ich mich kurzerhand für eine Wanderungen in den Harz zu fahren. Es sollte eine Wanderung um den Granestausee werden. Die Anfahrtszeit wählte ich so, dass der Sonnenaufgang mich vor Ort begrüßte. Mit der App „Komoot“ lassen sich derartig Wanderungen einfach und präzise planen. Die Route läßt sich auch auf das Handy laden, so dass man auch ohne Netzempfang die Informationen nutzen kann. Mein Gepäck bestand lediglich aus einer kleinen Fototasche „liteBag2“ der Firma König. Darin hatte ich meine Nikon Z7 mit dem Nikkor Z 2.8/24-70mm S samt Polfilter, eine kleine Flasche Wasser und eine Banane verstaut. Die wichtigsten Utensilien des Tages waren wieder einmal meine Wanderschuhe. Vor Ort entschied ich mich, zunächst linksherum auf die sonnenbeschienene Seite zu gehen, damit ich im Gegenlicht die leuchtend gelben Blätter aufnehmen konnte. Dank einer kalten und klaren Nacht, tanzte in der ersten halben Stunde des Tages der Morgennebel noch auf dem See. An der schattigen Seite des Sees konnte ich später sehr frei nuanciert Farbtöne des Herbstlaubs fotografieren. Doch der Tag hielt noch eine weitere Überraschung bereit. Nach einer Wandeung von rund fünf Kilometern erfuhr ich an einem Absperrband, dass eine Drückjagd ausgerichtet wurde. Der von mir geplante Weg führte quer durchs Treiben, so dass ich mich entschloss, entgegengesetzt um den See zu wandern. Somit war ich nach rund 10 Kilometer Wanderstrecke wieder am Anfang und konnte meine Runde rechtsherum beginnen. Am Ende des Tages waren es fast 30 Fußkilometer, die ich zurückgelegt hatte.

Normalerweise bin ich immer mit dem Stativ unterwegs, damit ich wirklich scharf Bilder erhalte und dafür Blende 11 und niedrige ISO-Werte einsetzten kann. Außerdem entschleunigt das Stativ meine Arbeit und verhilft mir dazu, bei der Bildkomposition genau hinzusehen und sorgfältig zu arbeiten. Bei dieser Wanderung habe ich bewußt darauf verzichtet. Ich wollte ausprobieren, ob der Stabilisator der Nikon Z-Serie ein Stativ unverzichtbar macht. Und wie oft im Leben gibt es keine eindeutige Antwort. Ich war sehr erstaunt, dass ich problemlos scharfe mit Bilder mit 1/15 s Belichtungszeit frei Hand erhielt. Für den Prozess des Fotografierens, so muss ich gestehen, ist das Arbeiten vom Stativ weiterhin meine Vorliebe. Außerdem musste ich feststellen, dass es auch Motive gibt, für die eine längere Verschlusszeit notwendig ist. So nutzte ich für das Bild der Stromschnell Belichtungszeiten zwischen 1/4 und 1/8 Sekunde. Erfreulicherweise gab es am Ufer ein Geländer, auf das ich die Kamera bei der Belichtung stützen konnte. Vermutlich ist es für derartige Wanderungen zukünftig sinnvoll, ein leichtes Ministativ mitzunehmen.

Zum Schluss möchte ich noch eine grundsätzlich Überlegung teilen, die mich oft umtreibet. Es ist die Fragen: „Wann ist der richtige Zeitpunkt“? In der Praxis lautet das dann so: Wann ist das Wetter gut? Lohnt sich der Weg jetzt?  Gibt es später bessere Möglichkeiten? Brauche ich solche Bilder?

Ein alter, bereits verstorbener Freund hat mir einmal gesagt: „Der beste Zeitpunkt ist immer zwischen gestern und morgen.“ Recht hatte er!

 

 

 

 

 

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