Helgoland ist Deutschlands einzige Hochseeinsel. Sie hält eine Reihe fotografischer Highlights bereit, die in unserem Land nur hier zu finden sind. Auf kleinstem Raum bieten sich zahlreiche und besondere Möglichkeiten Seevögel und Robben in ihrem natürlichen Lebensraum zu fotografieren. Im Juni schlüpfen die ersten Jungvögel und die langen Tage ermöglichen zahlreiche fotografische Begegnungen.

Am Freitag machten sich sieben Naturfotograf:innen auf den Weg nach Helgoland. Sie wurden von einer frischen Brise begrüßt. Von Hamburg und Cuxhaven trafen sie im Helgoländer Hafen ein. Am frühen Nachmittag versammelten wir uns im liebevoll geführten und zentral gelegenen Hotel. Nach einem ersten Kennenlernen wurden die Erwartungen an den Workshop besprochen und das Programm vorgestellt. Ein Impulsvortrag von Willi stimmte die Teilnehmenden auf die zu erwartenden Motive ein und vermittelte zugleich hilfreiche Tipps für die technische Umsetzung sowie gestalterische Anregungen für die jeweilige Bildkomposition.

Dann wurde der Fotorucksack gepackt und es ging ins Oberland der Insel. Hier führt der Wanderweg unweigerlich zu den Steilkippen, den sogenannten Lummenfelsen, an deren Spitze die „Lange Anna“, das Wahrzeichen der Insel, steht. Schon von weitem konnten wir die ersten Basstölpel in der Luft entdecken. Und als wir aus der Niederung auf den Klippenweg stießen, konnten wir erahnen, woran die Seevögel Freude haben: Wind.

Nach wenigen Minuten hatten wir die Brutvogelkolonie der Basstölpel erreicht. Für uns war es ein bewegendes Erlebnis diese großen Seevögel aus unmittelbarer Nähe erleben zu können. Sie ermöglichten uns ungestört aus nächster Nähe Einblicke in ihr Familienleben. Viele Teilnehmer waren zunächst so fasziniert, dass vor dem Fotografieren zunächst das große Staunen und Beobachten stand. Der starke Wind sorgte dafür, dass die Luftakrobaten voller Lebensfreunde in unmittelbarer Nähe über uns in der Luft standen. Zunächst entstanden Flugaufnahmen. Dann folgten Einblicke in die Kolonie. Zu dieser Jahreszeit geschehen viele Dinge gleichzeitig. Es gab noch Paare die balzten. In einigen Nestern hingegen war schon Jungvögel geschlüpft. So herrschte ein sehr buntes und vielfältiges Treiben. Doch nicht nur die Basstölpel leben in den Brutfelsen. Neben einigen tausend Trottellummen konnten wir Dreizehnmöwen, Tordalk, Herings- und Silbermöwe beobachten und fotografieren.

Nach so viel frischer Luft und überwältigenden Eindrücken stärkten wir uns in einem stilvollen Restaurant. In einer gemeinsamen Tischrunde wurden Eindrücke und erste Erfahrungen ausgetauscht und technischer Herausforderungen erörtert. Hier zeigte sich der Vorteil der kleinen Gruppe, denn Willi konnte gezielt auf die Fragestellungen eingehen. Gestärkt machten wir uns zum Sonnenuntergang erneut auf den Weg zum Vogelfelsen. Wir wurden mit einem traumhaften Licht begrüßt. So zeigten sich die Seevögel im schönsten Abendlicht und vor dem Rot des Meeres und Himmels konnten wir zauberhafte Silhouetten der Vögel aufnehmen.

Der Wetterbericht für den frühen Sonntagmorgen ließ Regen erwarten und so entschlossen wir uns erst nach dem Frühstück aufzubrechen. Unser Ziel war die nahegelegene Helgoländer Düne. Mit dem Dünentaxi ging es hinüber. Gleich am Nordstrand wurden wir von einem Austernfischer begrüßt, der in den Dünen seine Jungen führte. Nur einige Schritte weiter widmeten wir uns den Eiderenten. Eine größere Gruppe beschäftigte sich mit der Gefiederpflege. Von einem niedrigen Aufnahmepunkt aus konnten wir zauberhafte Bilder machen. Ein besonderes Highlight waren dann die imposanten Kegelrobben, die in zwei großen Gruppen den Strand besiedelten. Wir verbrachten eine längere Zeit damit, Portraits und Verhaltensstudien dieser Meeressäuger zu machen. Immer wieder kehrten einzelne Tiere von der Jagd zurück an den Strand und tauchten gleichsam aus dem Meer auf.

An einem abgelegenen Strandabschnitt machte Willi uns auf ein Muschelfeld aufmerksam. Hier hatte der Sandregenpfeifer sein Nest gebaut. Der Partner des Regenpfeifers hingegen bevorzugte es auf, dem nahegelegenen Rollfeld des Flugplatzes nach Insekten zu suchen. Am Rande der Dünen begegneten wir einer Brutkolonie der Heringsmöwen. Als wir uns entschlossen hatten eine Kaffeepause im nahegelegenen Insel-Bistro einzulegen, überraschte uns ein kräftiger Regenschauer, der uns daran erinnerte, dass wir auf hoher See unterwegs sind. Doch auf der Insel geht das Wetter oft so schnell wie es kommt. Und so konnten wir uns bald gestärkt an den Südstrand zu den Seehunden begeben. Mit ihren eindringlichen runden Augen nahmen sie alle Teilnehmenden sofort in ihren Bann.

Zurück auf der Felseninsel wurden am Nachmittag die ersten Bildergebnisse gesichtet und Daten gesichert. Nach einer kleinen Pause führte Willi in die Grundlagen der Bildbearbeitung, in Methoden der Bildbewertung und Selektion, sowie den Aufbau eines Bildarchivs ein. Dann hieß uns ein uriges Fischrestaurant mit lokalen Spezialitäten willkommen.

Selten hat man in der Naturfotografie die Möglichkeit, Aufnahmesituationen zu wiederholen, auf diese Weise zu üben und Bildideen zu verbessern. Doch genau diese Chance bietet Helgoland. Und so begaben wir uns an diesem Abend erneut an den Lummenfelsen, um im schönen Abendlicht und bei starkem Wind zu fotografieren.

Der Sonntag begann früh. Wir hatten uns vorgenommen im ersten Morgenlicht vor Ort zu sein. Der Wind stand günstig und so standen die Basstölpel förmlich in der Luft. Man spürte, dass ihnen der Wind und das Fliegen Freude bereitet. Die letzten Stunden des Workshops nutzen wir um Details in der Brutkolonie aufzunehmen. So fotografierten wir Gefieder, Portraits, das Balzverhalten oder das bezaubernde Schnäbeln.

Nach dem Frühstück und den Vorbereitungen für die Rückfahrt lud Willi zu einem Fotowalk über die Insel ein. Die Aufgabenstellung bestand darin, in 3-5 Aufnahmen eine kleine fotografische Geschichte zu erzählen, die Freunden ein Gefühl vermittelt, wie man Helgoland erlebt habt. Und schon ging es auf Motivsuche im Hafen, an Schiffen, den Hummerbuden oder am Strand. Es war eine besondere Freude zu erleben, wie unterschiedlich die Blickwinkel der Teilnehmenden waren. So entstanden zahlreiche Gespräche und ein lebendiger Austausch. Zum Abschluss des Workshops wurden Bildergebnisse diskutiert und Willi hielt einen Vortrag über die Grundlagen der Naturfotografie. Der Workshop endete wie er begann: Stürmisch und voller Inspiration.

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