Die Presse schreibt:
Das spektakuläre Farbenspiel der Nordlichter, die ursprüngliche Ästhetik naturbelassener Flussläufe oder auch die versteckte Schönheit der Natur direkt vor der eigenen Haustür – die namhaften Referent*innen der 9. Stapelfelder Fototage „Inspiration Natur“ boten drei Tage lang faszinierende Einblicke in die Vielfältigkeit der Natur- und Landschaftsfotografie.
Willi Rolfes, renommierter Naturfotograf und geschäftsführender Direktor der Katholischen Akademie (KAS), ist es auch in diesem Jahr wieder gelungen, einige der besten Naturfotograf*innen nach Stapelfeld zu holen. In ihren interessanten und bildgewaltigen Vorträgen präsentierten sie die ganze Bandbreite ihrer fotografischen Ausdrucksmöglichkeiten und gewährten einmalige und sehr persönliche Einblicke in die Entstehungsweise ihrer Bilder. Die katholische Bildungseinrichtung beschränkte sich dabei nicht nur auf eine Fotopräsentation, sondern setzt sie in Bezug zu Kunst, Poetik und Spiritualität.
Eröffnet wurde die Veranstaltung mit der Ausstellung „Poetik Stripes“ der Fotografin Tabea Vahlenkamp, die auf einzigartige Weise Bilder und Poesie zu einer Einheit verschmelzen lässt.
Stephan Fürnrohr präsentierte in einem faszinierenden Vortrag sein außergewöhnliches Foto-Kunst-Projekt. Nach langen und akribischen Planungen gelangen ihm ausgestattet mit einer Drohne einmalig schöne Bilder aus dem russischen Altaigebirge. Die dort entstandenen Bilder begeisterten mit bizarren Landschaftsformen und mäandrierenden Flussläufen, die mit ihrer expressiven Farbigkeit beeindruckten und oft an abstrakte Malerei statt an unberührte Natur erinnerten.
Tierarzt und Naturfotograf Dr. Ferry Böhme ist seit vielen Jahren der Schönheit und dem Leben der Libellen auf der Spur. In seinem humorvollen Vortrag, bei dem er sich lebhaft auch an Fotoabenteuer an einem FKK-Strand oder an eine chirurgischen Rettungstat an einem Libellen-Weibchen erinnerte, brachte er den faszinierten Betrachtern die verborgene Schönheit und die oft unbekannte Lebensweise dieser bunt schillernden „Diamanten der Lüfte“ näher. Mit beeindruckenden Makroaufnahmen zeigte er die filigrane Ästhetik und die faszinierende Lebensweise dieser hochspezialisierten Flugkünstler auf und warnte vor einer immer stärkeren Zerstörung ihrer Lebensräume.
Das Meer und seine gestalterische Kraft üben seit Kindertagen eine große Faszination auf den niederländischen Naturfotografen Theo Bosboom aus. In seinem bildgewaltigen Vortrag „Shaped by the Sea“ nahm er die Besucher mit auf eine fotografische Reise von der Küste Norwegens bis hin zur portugiesischen Atlantikküste. Auf dieser Reise entstanden im Spiel mit den Gezeiten und den unterschiedlichen Lichteinflüssen des Tages und der Jahreszeiten ausdrucksstarke, poetische Bilder, die die formende Kraft des Meeres in ihrer oft bizarren Schönheit festhielten.
Die Schönheit der niedersächsischen Landschaften und die Vielfalt der heimischen Tierwelt präsentierten Jürgen Borris, Bernhard Volmer und Willi Rolfes in ihrem gemeinschaftlichen Vortrag „Wildnis Niedersachsen“. Sie faszinierten mit beeindruckenden Bildern vom Licht- und Farbenspiel des Wattenmeeres, von den letzten noch erhaltenen Auenlandschaften oder von der oft unbekannten Schönheit und Wildheit der niedersächsischen Höhenzügen Harz und Teutoburger Wald. Dort entstanden Bilder vom geheimen Leben der wieder heimisch gewordenen Wölfe, Luchse und Seeadler. Sie begleiteten den Uhu bei seinem nächtlichen Flug, beobachteten Libellen beim Tanz über die Wasseroberfläche und hielten die geheimnisvolle Atmosphäre der Moorlandschaften im Bild fest. Mit ihrem Foto- und Buchprojekt plädieren die drei Fotografen und Naturliebhaber für den Schutz dieser einzigartigen niedersächsischen Naturlandschaften.
Simone Baumeister nahm die Besucher mit auf einen fotografischen Streifzug in die faszinierende Lebenswelt der größten heimischen Eule – des Uhus. Mit viel Geduld und Kenntnis der Lebensweise dieser scheuen Wildtiere sind ihr einmalige und wunderschöne Aufnahmen des Uhus gelungen, der elegant durch die Nacht gleitet und bestens getarnt seine Jungen im Verborgenen aufzieht.
Gemeinsam mit der virtuosen Pianistin Janka Simowitsch präsentierte Monika Lawrenz auf gefühlvolle Art und Weise das Projekt „Der Baum voll von Liedern“. Der Fotografin ist es gelungen, in ästhetischen Bildern die zarte Schönheit der Natur mit ihren ganz besonderen Lichtstimmungen einzufangen. Ihre stimmungsvollen Momentaufnahmen, wenn das letzte Sonnenlicht die Welt in weiche Farben hüllte oder einzelne Lichtstrahlen durch die Baumkronen brachen, harmonierten perfekt mit dem gefühlvollen Spiel der Pianistin Janka Simowitsch. Gemeinsam bewegten sie die Zuschauer zutiefst und sorgten für ein unvergessliches Bild- und Klangerlebnis.
Wichtige Informationen rundum eine Fotoreise auf die Lofoten im Winter gaben Willi Rolfes und sein Sohn Johannes Rolfes, die gemeinsam die raue Schönheit der zerklüfteten Fjorde in beeindruckenden Bildern und Videosequenzen einfingen. Auf ihrer Reise in den Norden Norwegens entstanden einzigartige Aufnahmen von atemberaubenden Landschaften. Auch die landestypische Architektur mit ihren farbenfrohen Holzhäusern, die einen reizvollen Kontrast zu der winterlichen Landschaft standen, wurde wundervoll in Szene gesetzt. Willi Rolfes konzentrierte sich dabei auf die Fotografie, während sein Sohn Johannes mit der Kamera sowie einer Drohne Material für seinen ersten Kurzfilm sammelte, den er auch erstmals der Öffentlichkeit präsentierte. In ihrem gemeinsamen Vortrag machten Vater und Sohn deutlich, dass neben einer guten Planung und viel Geduld auch ein wenig Glück zum Leben eines Naturfotografen gehört. So sind ihnen kurz vor dem Ende der Fotoreise beeindruckende Fotos und Videoaufnahmen von den geheimnisvollen und farbenprächtigen Nordlichtern gelungen, die ihre flackernden Bahnen über den nächtlichen Himmel zogen.
Erstmalig präsentierten die jungen Nachwuchsfotografen Jan Piecha und Dominik Janoschka ihr gemeinsames Projekt „Hauptstadt der Waschbären“. Auf ihren nächtlichen Streifzügen durch die Parks und Grünanlagen in Kassel sind ihnen sehenswerte Bilder der nachtaktiven und seit einiger Zeit auch in Deutschland heimisch gewordenen Kleinbären gelungen. Die sehenswerten Bilder zeigen die neugierigen Tiere bei ihren geheimen Wanderungen durch die Straßen der Stadt, beim Durchsuchen von Müllsäcken und auch vor den flackernden Lichtern eines Stadtfestes.
Mit einer gehörigen Portion Humor präsentierte Klaus Tamm, der sämtliche Einnahmen aus dem Verkauf seiner Bilder und Bildbände für den Umweltschutz spendet, in einem kurzweiligen Vortrag seine „Verwunschene Wildnis“. In faszinierenden Momentaufnahmen ist es dem Fotografen gelungen, die Schönheit und die Einzigartigkeit der Natur in einzigartigen Bildern festzuhalten. Eine Maus und eine Mücke im Gegenlicht oder ein Hase, der auf der Mauer sitzend einen alten Mann beobachtet – hinter diesen zum Teil preisgekrönten Fotografien stecken höchst amüsante Geschichten, mit denen Klaus Tamm die Zuhörer*innen zum Anschluss der dreitägigen Veranstaltung begeisterte und schon jetzt Lust machte auf die 10. Fototage im Jahr 2021.